brand eins 04/2015

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Titel: Der Mann, der Amazon schlug

Schwerpunkt: Handel

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Gabriele Fischer schreibt in ihrem Editorial:

Zeit zu handeln

• Kennen Sie Hans Thomann? Dann spielen Sie vermutlich ein Instrument. Oder Sie kennen jemanden, der ein Instrument spielt – und der hat Ihnen bei irgendeiner Gelegenheit vom ganz besonderen Thomann-Service erzählt. Der ist nur einer der Gründe, warum das fränkische Familienunternehmen in einer repräsentativen Untersuchung zu Deutschlands bestem Onlineshop gekürt wurde. Amazon schaffte es erstmals nicht mehr in die Top 10 (S. 44).

Das ist bemerkenswert. Und es ist ein Signal. Zu lange haben Händler und Hersteller vor der Übermacht des amerikanischen Giganten resigniert, der sich einen Markt nach dem anderen einverleibt und alljährlich eine Milliarde Euro in die Verbesserung seiner Technik stecken soll. Was kann man dagegen schon ausrichten? Wie sein Geschäft verteidigen? Hans Thomann und andere zeigen: mit dem, was den guten Händler schon immer ausgezeichnet hat (S. 36).

Fachkenntnis zum Beispiel und echtes Interesse am Kunden – nur ist das vielerorts schon lange vor dem Aufstieg des Onlinehandels auf der Strecke geblieben. Wenn auch der Händler kaum mehr als nackte Regale und von der Datenverarbeitung empfohlene Produkte zu bieten hat, ist der Internet-Shop kein Qualitätsverlust. Allerdings ist Zuwendung allein auch keine Überlebensgarantie: Für viele kleine Händler, prophezeien Gerrit Heinemann und Jochen Krisch, werden in den kommenden Jahren die Totenglocken läuten. Ein Streitpunkt ist für die beiden Fachleute vor allem: wann. Und ob es unabwendbar ist (S. 62).

Kein Zweifel: Der Handel steht unter gewaltigem Druck, zu einem guten Teil hat er ihn selbst geschaffen. Seit Jahren werden die Verkaufsflächen vergrößert, während die Konsumausgaben stagnieren. Discounter und Supermärkte liefern sich einen Verdrängungswettbewerb, in dem qualifiziertes Personal ebenso auf der Strecke bleibt wie eine auskömmliche Marge. Für Onliner war der deutsche Lebensmittelhandel deshalb bislang unattraktiv, doch Expertenwarnen: nicht mehr lange (S. 100).

Aber auch in Zeiten von Big Data gilt: So ganz genau weiß keiner, was die Zukunft bringt. Und das heißt immer auch, sie lässt sich gestalten. Wer seine Kunden kennt und gut bedienen will, kann eine Boutique im Vorort ganz ohne Online-Unterstützung führen, Hörgeräte imInternet verkaufen, als Juwelier in Wuppertal überleben oder günstige Kinderkleidung in Öko-Qualität vertreiben (S. 78, 84, 102, 96). Die Digitalisierung ist eben nicht nur Bedrohung – sie lässt auch Nischen, weckt neue Bedürfnisse und eröffnet Herstellern wie Händlern die Chance, ihre Kunden nicht nur besser kennenzulernen, sondern auch besser zu bedienen (S. 54, 112, 118).

Vorausgesetzt, sie sind bereit, dazuzulernen. Wer will, dass alles bleibt, wie es ist, hat als Händler nur noch begrenzte Chancen. Wer aber Lust hat, mit all den neuen Möglichkeiten endlich wieder ein guter, vielleicht besserer Händler zu sein, kann durchaus optimistisch in die Zukunft sehen (S. 122). Und wer Kunde ist: Der kann sich darauf freuen.

Gabriele Fischer
Chefredakteurin
 

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