brand eins 09/2010

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Titel: Es muss nicht immer so weitergehen

Schwerpunkt: Nachfolge

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial: Auf ein Neues

• Es ist nicht leicht, etwas aufzubauen. Aber zuzusehen, wie es in andere Hände übergeht, wie es Charakter, Temperatur, Emotion verändert – das ist die deutlich schwerere Übung. Und so ist es vielleicht kein Wunder, dass selbst Pioniere und Entrepreneure zum Ende hin das konservative Element in sich entdecken. Das macht die Nachfolge zu einem Thema, bei dem es knallt und zischt, bei dem Interessen aufeinanderprallen und Berater reichlich Betätigung finden (S. 40). Die erste Beleidigung steckt schon im Wort. Nachfolger. Nicht Vordenker, Vorreiter, Vorkämpfer werden gesucht. Sondern Nachfolger, die auf dem Weg gehen, den der Vorgänger vorgezeichnet hat. Wer will das? Da mag es eine gute Nachricht sein, dass der verständliche Wunsch des Gründers in Zeiten, in denen es immer mehr um Ideen geht und sich die Welt im Eiltempo verändert, sowieso kaum noch zu erfüllen ist. Bewahren ist keine Disziplin mehr, mit der sich etwas erhalten lässt. Soll bleiben, was frühere Generationen geschaffen haben, müssen es künftige Generationen radikal neu denken. Das ist den Vorgängern selten recht. Auf Norderney beispielsweise haben sich die Vorkämpfer für eine Rückkehr der Insel zu altem Glanz erst einmal eine ordentliche Abfuhr eingehandelt (S. 68). Der einstige Direktor der Musikschule Cuxhaven kaut noch nach fünf Jahren daran, dass er keinen Nachfolger hat, sondern neun (S. 106). Und auch der Vater des Kaufmanns Carsten Weber war wenig begeistert, als der Sohn beschloss, die Parfümeriekette der Familie nicht weiterzuführen. Nur langsam erkannte er, dass sich der Sohn dadurch nicht nur befreit, sondern auch die Altersversorgung der Eltern gerettet hat (S. 50). Der souveräne Umgang mit der Übergabe ist eher die Ausnahme. Der Verleger Klaus Wagenbach hat ihn geschafft (S. 74). Der Vater der Bäuerin Ulrike Fehling schafft ihn mal mehr, mal weniger (S. 88). Der DVAG-Gründer Reinfried Pohl verdankt ihn vor allem zwei souveränen Söhnen (S. 96). Und jene drei Unternehmer, die Christian Sywottek aufgespürt hat, haben ihre ganz eigene Form gefunden, potenzielle Nachfolger nicht über Gebühr zu belasten: Sie haben ihre Firmen selbst zugesperrt (S. 82). Eine Alternative: der Neustart. Bei der Werbeagentur JWT, die einst J. Walter Thompson hieß und auf knapp 150 Jahre Firmengeschichte zurückblicken kann, war er vor zehn Jahren überfällig (S. 60). In der Familie von Florian Berger, der wie schon sein Vater und seine Großmutter Scherz- und Geschenkartikel erfindet und vertreibt, startete ihn jede Generation (S. 102). Und bei all den Unternehmen, die Reimar Scholz in seiner Bavaria Industriekapital hält, war er die letzte Chance (S. 54). Doch es gibt noch eine Möglichkeit, die nicht nur ideengetriebenen Unternehmen bleibt: die Figur des Gründers muss zurück-, die Idee in den Vordergrund treten. Da geht es dann um Kultur, um Spirit, um besondere Formen der Organisation (S. 112, 122). Vor allem aber um Freiraum. Und den hat kaum einer so konsequent geschaffen wie der brasilianische Unternehmer Ricardo Semler (S. 114). Wie er seine Firma führt, klingt sicher für viele nach Utopie. Aber so klingt das Neue am Anfang immer.

Gabriele Fischer Chefredakteurin

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