brand eins 04/2022

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Titel: Brauchen Unternehmen Orte? Oder ist es egal, wo wir arbeiten?

Schwerpunkt: Orte

Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:

„Unternehmen kommunizieren mit ihren Räumen“, sagt die Soziologin Martina Löw. Im Interview mit Peter Laudenbach spricht sie über die Botschaften, die Firmen mit ihren Gebäuden vermitteln. Und über die Frage, wie Pandemie und Digitalisierung die Unternehmensarchitektur verändern. 

• Es gibt wenige Fachkräfte, die so umkämpft sind wie ITler. Was müssen Firmen ihnen bieten, um sich im Kampf um die Talente durchzusetzen? Dieser Frage ist Anabelle Körbel nachgegangen – und hat zwei sehr unterschiedliche Antworten bekommen. Eine davon lautet: „Über Zoom entsteht mehr Kultur als an jeder Kaffeemaschine im Büro“.

• Ein eigener Salon – das bedeutete für den Friseur Michael Helle Anerkennung, aber auch Frust. Heute besucht er seine Kundschaft zu Hause. In dem Beitrag „Waschen, schneiden, weiterfahren“ von Uwe Rasche geht es um Freiheit, viele Treppenstufen und Lebenshilfe beim Haaremachen.

Erscheinungsdatum: 25. März 2022
Umfang: 114 Seiten

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:

Was ist ein Arbeits-Platz? 

Im Mai 2019 ist die brand eins Medien AG umgezogen, ein Jahr später waren die schönen neuen Räume nahezu verwaist. Inzwischen haben wir ein Drittel unserer Fläche untervermietet und kehren je nach Aufgabe nur noch an ein bis drei Tagen in unsere Büros in einer ehemaligen Marzipanfabrik zurück. Brauchen wir den individuellen, aber kostspieligen Firmensitz überhaupt noch? Würde es nicht auch eine Ecke in einem Co-Working-Space tun?

Mit dieser Frage sind wir in die Recherche für den aktuellen Schwerpunkt gestartet, und daraus wurde schnell eine Auseinandersetzung mit Identität und Kultur. Was macht ein Unter-nehmen aus? Der Ort, die Menschen, die Begegnung? Reicht es, sich ab und zu oder regelmäßig in einem netten Hotel zu treffen? Sind IT-Spezialisten nicht sowieso am liebsten für sich? Und was fehlt, wenn wir ausschließlich die vielen digitalen Möglichkeiten nutzen? 

„Alle sozialen Interaktionen, die Nebenbei-Gespräche im Aufzug, die zufälligen Aufeinander-treffen in der Kantine mit Kolleginnen und Kollegen, mit denen man sonst wenig zu tun hat“, antwortet ausgerechnet Cal Henderson, der Miterfinder des Kommunikations-Tools Slack, der Corona und dem Rückzug ins Heimbüro den schnellen Aufstieg seiner Firma verdankt. Aber auch die Produktivität leidet, wenn sich Entwicklungsteams auf diverse Bildschirme verteilen und das Brainstorming digital stattfindet: „Im Home-Office-Jahr 2020“, so hat unser Kolumnist Stephan Jansen herausgefunden, „wurde in deutschen Unternehmen weniger geforscht und entwickelt als in den Jahren zuvor. Sie investierten mit 71 Milliarden Euro satte 6,3 Prozent -weniger im Vergleich zum Vorjahr“ (S. 84, 48).

Dass wir uns das nicht leisten können, ist so sicher wie die Einschätzung, dass nicht alle Belegschaften komplett ins Büro zurückkehren werden. Ob im Konzern oder in mittelständischen Unternehmen – überall stellen sich die Personalverantwortlichen auf neue Zeiten ein. Und die Antworten auf die Frage, ob Unternehmen einen Ort brauchen, fallen unterschiedlich aus. Für Viessmann, Spezialist für Klimatechnik, ist es ein klares Ja, für den Antriebstechnik-Produzenten Marantec ein „Kommt drauf an“ und für das Patent- und Markenamt der Vereinigten Staaten ein deutliches Nein. Christof Horn, der mit seinen heute gut 5000 Mitarbeitern nie einen festen Firmensitz hatte, würde die Frage deshalb lieber anders stellen: Es gehe darum, „wie man es schafft, dass die Mitarbeiter sich zugehörig fühlen“ (S. 68, 62, 90, 72).

Alexander Graf hat das in seiner IT-Firma Spryker offenbar ohne Firmenzentrale geschafft. Die Rückmeldungen beim Bewertungsportal Glassdoor jedenfalls sind grandios. Christopher Kränzler, Gründer des Übersetzungs-Spezialisten Lengoo, glaubt hingegen nach wie vor an Präsenz, wenn auch nicht mehr an fünf Tagen in der Woche. Doch ohne gemeinsames Büro, so seine Erfahrung, schwinde die Identifikation mit den Firmenzielen (S. 54).

Kein klares Bild also, aber ein klarer Befund. Durch alle Gespräche und Beispiele zieht sich das Bemühen, den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern deutlich mehr Selbstbestimmung als in der Zeit vor Corona zu ermöglichen. Und offensichtlich ist auch: Wer da nicht mitspielt, wird es schwer haben beim härter werdenden Kampf um neue Talente. 

Wir sind übrigens heute seltener in unserer Marzipanfabrik, aber dann umso lieber.

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