brand eins 11/2021

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Titel: Betreten der Baustelle erwünscht

Schwerpunkt: Ökologischer Umbau

Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:

• Wie kommt der ökologische Umbau endlich in die Gänge? Die Hamburger Soziologin Anita Engels hat dies gemeinsam mit 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht. Demnach ist es zurzeit unrealistisch ist, dass wir die Klimaziele des Pariser Übereinkommens erreichen. Wie die Wende doch noch gelingen könnte, erläutert sie in fünf Thesen. Sie sind überschrieben mit: Warten auf den Wumms

• Schmutzige Technik heizt den Planeten seit mehr als 200 Jahren auf. Nun soll grüne Technik den Trend stoppen. Kann das funktionieren? Der Realitätscheck unseres Autors Thomas Ramge trägt den Titel: Problem und Lösung.

• Grüne Kapitalanlagen boomen – denn sie versprechen ein gutes Gewissen und ein gutes Geschäft. Was dahinter steckt, darüber diskutiert Harald Willenbrock mit zwei Fondsmanagern: Einer arbeitet bei Deka Investments, einer bei der Ökoworld AG. Das Streitgespräch hat den Titel: „Nachhaltige Missverständnisse“.

Erscheinungsdatum: 29. Oktober 2021
Umfang: 138 Seiten

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:

Packen wir’s an!

Das Thema Ökologie beschäftigt uns seit vielen Jahren, der erste Schwerpunkt zum Thema erschien im November 2002. Auch damals hatte es gerade eine Jahrhundertflut gegeben, auch damals war das Thema bereits drängend. Und unsere These, dass Panik uns nicht weiterbringt und unternehmerisches Handeln der Umwelt mehr hilft, war damals so richtig wie heute.
 
Mittlerweile hat sich die Einsicht weithin durchgesetzt, dass sich unsere Art des Wirtschaftens ändern muss – aber so richtig vorangekommen ist der ökologische Umbau nicht. Zwar gibt es viele Beispiele für kluges Umweltmanagement und ressourcenschonende Produkte und Ideen. Zu einem Menschheitsprojekt aber ist der Umweltschutz nicht geworden, es gibt Vorreiter – und andere, die vor allem in der Disziplin Greenwashing vorne sind.
 
Das könnte sich nun ändern. Ob es an Fridays for Future liegt, den zunehmenden Natur-katastrophen oder der vielerorts spürbaren Erwärmung: Die Erkenntnis setzt sich durch, dass wir keine Zeit mehr zu verlieren haben. Und weil Panik noch immer nicht hilft, haben wir uns zu einer Baustellen-Besichtigung aufgemacht: Wo geht es voran, woran scheitern Unternehmen, die etwas verändern wollen, und was kann uns Mut machen, dass der Umbau zu schaffen ist?

Die erste Erkenntnis stammt von einer Soziologin. Zusammen mit 40 Wissenschaftlern hat Anita Engels untersucht, wie es gelingen kann, die Klimaziele zu erreichen. Ein Ergebnis: Politik und Wirtschaft tragen noch nicht entscheidend dazu bei. Um sie zum Handeln zu bringen, braucht es gesellschaftlichen Druck, und der entsteht, wenn eine Gesellschaft verstanden hat, was sich ändern muss. Die zweite Erkenntnis kommt aus der Finanzbranche: „Ohne den Druck des Kapitalmarktes und den Druck des Gesetzgebers“, sagt der Fondsmanager Ingo Speich, „werden es die Unternehmen nicht schaffen.“ Ist also doch die Politik der entscheidende Faktor? Zumindest in China kann es dazu keine zwei Meinungen geben (S. 34, 40, 54).
 
Doch egal wer die Dinge vorantreibt – wer mit seinem Unternehmen bereits klimafreundlich unterwegs ist, lernt jeden Tag, dass er sich auf eine Herkulesaufgabe eingelassen hat. So ringt der Bio-Schokoladenhersteller Vivani seit mehr als 20 Jahren mit den besten Zutaten, der richtigen Kooperative und einer halbwegs vertretbaren Verpackung. Auch der Zahnputztabletten-Hersteller Denttabs ist in die Verpackungs-Falle gelaufen und sucht nach einer Lösung für seine abbaubare Folie, die im deutschen Entsorgungssystem nicht kompostiert werden kann. Noch härtere Brocken hat sich Walter Feeß vorgenommen: Der Unternehmer will die Umweltbilanz von Beton verbessern, dessen Bindemittel Zement weltweit für rund drei Milliarden Tonnen CO2 im Jahr verantwortlich ist (S. 48, 96, 64).

Aber können uns technische Lösungen überhaupt retten? Thomas Ramge hat einige vielversprechende Ansätze gesammelt – und sich auch mit der Alternative beschäftigt: den vielfältigen Möglichkeiten der Menschheit, sich auszurotten (S. 88, 104).

Der Text ist nichts für schwache Nerven, der Vorschlag des Risikoforschers Gerd Gigerenzer aber für viele Situationen nützlich: „Weniger den Weltuntergang vorhersagen. Mehr Dämme bauen. Und wo immer möglich dezentralisieren, denn dezentrale Systeme sind widerstandsfähiger gegen harte Schocks von außen.“

 

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