brand eins 03/2004

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Titel: Trotz Reformen – Deutschland verändert sich

Schwerpunkt: Fortschritte

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Fortschritte

• Nichts passiert. Alle treten auf der Stelle. Nach dem kurzen Frühling des Reformeifers hat sich wieder lähmende Hoffnungslosigkeit breit gemacht. Dabei hatten wir uns doch Aufschwung vorgenommen, wollten am Ende eines zähen Jahres aller Welt beweisen, dass wir das auch können: die Konjunktur nach oben reden, denken, fühlen. Können wir nicht. Oder besser: die meisten nicht. Aber wer, außer Politikern, braucht Mehrheiten? Der Fortschritt in jedem Fall nicht. Ihm reichen für den Anfang ein paar Verbündete und Menschen, die bereit sind, ihn zu sehen. Was zweifelsohne die schwierigste Voraussetzung ist, denn Fortschritte sind oft klein, machen keine Schlagzeilen und kommen nicht per se in die Welt, um alle glücklich zu machen. Das Privatfernsehen zum Beispiel. Ein Fortschritt? In jedem Fall eine Entwicklung, die den Medienmarkt in den vergangenen zwei Jahrzehnten umgepflügt und Werbemilliarden neu kanalisiert hat. Inzwischen flacht die Erfolgskurve ab, einzelne Sender suchen nach neuen Einkommensquellen: Nicht mehr der Anzeigenkunde, sondern der Zuschauer soll dafür bezahlen, dass er unterhalten wird. Ein Experiment. In ein paar Jahren werden wir wissen, ob daraus ein Fortschritt geworden ist (S. 104). Oder Elke Bartels. Die 40-jährige Hausfrau ließe sich leicht als armes, ausgebeutetes Opfer beschreiben – oder als Pionier einer neuen Arbeits-Zeit: Wie Elke Bartels arbeiten inzwischen viele Menschen, oft Frauen, nicht mehr für Geld, sondern für Anerkennung, Zugehörigkeit und persönliches Glück. Sie haben sich verabschiedet von einem Arbeitsethos, das nur wertschätzt, was den höchsten Geldwert bringt. Sie arbeiten für sich. Ein Fortschritt! (S. 82) So viel entwickelt sich um uns herum, während wir angestrengt auf Konjunktur-Signale warten. Mittelständler verbünden sich (S. 76). Taxi-Fahrer öffnen die Wagentür (S. 68). „Der Kommissar“ wird angesichts der Entwicklungen in der Gerichtsmedizin immer antiquierter (S. 114). In Südafrika spielen schwarze Millionäre Golf (S. 98). Und ein Strategieberater der renommierten Unternehmensberatung Boston Consulting Group übt handfeste Kapitalismuskritik (S. 60). Den größten Fortschritt aber hat uns eine Entwicklung eingetragen, an die bis heute nur hinter vorgehaltener Hand erinnert werden darf: die New-Economy-Blase. Der GAU. Was damals war und heute ist, hat brandeins-Autor Wolf Lotter mit denen besprochen, die es eigentlich nicht gibt: mit New-Economy-Unternehmern, die überlebt und dabei gewonnen haben (S. 50). Sie alle gehören zu den Verbündeten, die der Fortschritt braucht. Und dann brauchen wir noch viele, die bereit sind, ihn zu sehen.

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