brand eins 01/2016 (App)

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Titel: Mach dein Ding

Schwerpunkt: Befreiung

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Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Frei zu entscheiden

Ziemlich viel los überall. Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht – mir hilft in unruhigen Zeiten die Begegnung mit Menschen, die sich davon nicht irritieren lassen. Denn ja, es gibt durchaus Argumente, sich angesichts der allgegenwärtigen Bedrohung gelähmt zu fühlen. Aber viel mehr spricht dafür, sich auf seine Stärke zu besinnen und den eigenen Weg zu gehen – allein schon die Tatsache, dass man es kann.

Was Freiheit wert ist, wissen vor allem diejenigen, die um sie kämpfen mussten. Wael Ghonim zum Beispiel. Der einstige Google-Mitarbeiter wurde tagelang an einem geheimen Ort festgehalten, weil er 2011 auf Facebook zu einer Demonstration gegen den damaligen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak aufgerufen hatte (S. 50). Oder Leyla Imret. Die in der Nähe von Bremen aufgewachsene Kurdin hatte in Deutschland einen Beruf, Freunde, ein Leben. Das alles ließ sie hinter sich, um in der Türkei für Demokratie einzutreten, bis sie verhaftet wurde (S. 106). Und ja, auch einer wie der ehemalige Spekulant Florian Homm kann mitreden, wenn es um den Wert der Freiheit geht: 15 Monate saß er in Auslieferungshaft in Italien. Ob er daraus etwas gelernt hat und wenn ja, was? Oliver Link hat ihn getroffen (S. 144).

Wie klein erscheinen dagegen die Preise, die die Befreiung aus Konventionen, Zwängen oder der Mehrheitsmeinung kosten kann. Dennoch suchen viele lieber nach guten Gründen, warum der richtige Zeitpunkt für den Aufbruch gerade jetzt noch nicht gekommen ist. Anne Koark hätte vielleicht ähnlich gedacht, aber sie hatte keine Wahl. Nach einer Insolvenz erfuhr sie, was so viele fürchten: Sie lebte sechs Jahre am Existenzminimum (S. 62). Und auch wenn Emilio Galli Zugaro vermutlich nie so tief stürzen wird: Die diffuse Furcht vor dem Ende des Gewohnten kennt auch der einstige Kommunikationschef der Allianz (S. 68). Schließlich sind es selten reale Gefahren, die uns behindern, eher das eigene Kopfkino: Wie wird das sein, wenn es nicht mehr so ist wie jetzt? Was kann alles passieren? Und was werden die Freunde sagen?

Aber vielleicht sind die Befürchtungen auch gerechtfertigt, vermutet Wolf Lotter nicht ohne Ironie. Denn nach der Befreiung kommt die Freiheit. Und die strengt an (S. 40). Wer tun und denken kann, was er will, kann sich nicht mehr verstecken. Er muss sich entscheiden – und dann auch die Konsequenzen tragen.

Ob ein Koch seinen Stern zurückgibt, ein Manager Marmelade kocht oder ein Schauspieler alles auf Rot setzt und selbst Stücke auf die Bühne bringt: Immer erzählen die Geschichten auch von Unwägbarkeiten und Risiken. Und manchmal geht es auch nur knapp gut. Zumindest ist schwer in einem Businessplan unterzubringen, dass im Zweifelsfall ein Fernsehquiz den eigenen Verlag vor dem Bankrott bewahren muss (S. 132, 98, 138, 120).

Was einem etwas wert ist, kann jeder nur für sich selbst beantworten. Aber vielleicht ist die Zeit gerade jetzt richtig, darüber nachzudenken. Weil die Verhältnisse unübersichtlich sind. Weil das neue Jahr anfängt. Und weil Sie es können.

Gabriele Fischer
Chefredakteurin

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