brand eins 10/2006

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Titel: Viel Glück

Schwerpunkt: Erfolg

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Das Glück des Erfolgs

• Die ersten Erfolge bringen in aller Regel nur pure Freude. Die ersten Schritte, das erste Wort, die erste kluge Frage des Kindes, die Eltern immer wieder erzählen. Doch bald schon werden Erfolge belohnt: mehr Taschengeld für gute Noten, das ersehnte Spielzeug für den Freischwimmerpass. Und irgendwann sind beide eng verkuppelt: das Erfolgserlebnis und das Geld. Alexander Dill, der einige Firmen gegründet und verkauft hat und nach landläufiger Meinung als erfolgreich gilt, hält das für eine üble Kombination. Nicht nur, weil der Erfolg in Form von Geldgewinn einem immer kleiner werdenden Teil der Bevölkerung vorbehalten bleibt – noch schlimmer findet Dill, dass Menschen wertvolle Lebenszeit vergeuden, um dem Erfolg hinterherzulaufen: „Erfolg kommt – oder nicht", sagt er. „Wir können ihn weder produzieren noch kopieren noch vervielfältigen.“ (S. 72) Das ist keine gute Nachricht für die Branche der Berater, Trainer, Hypnotiseure, die Erfolgsrezepte verkauft. Doch wer je dem Impuls nachgegeben und einen der unzähligen Erfolgsratgeber erstanden hat, weiß, dass sie stimmt. Sicher, es gibt jede Menge Gründe, warum ein Mensch oder ein Unternehmen erfolgreich ist – einen Grund allerdings gibt es in aller Regel nicht: dass jemand wusste, wie Erfolg funktioniert und einen Masterplan entworfen hat. Rückblickend sieht das natürlich ganz anders aus. Da scheint es, als wäre schon 1972 beim Start des deutschen Software-Giganten SAP alles klar gewesen: gute Leute, richtige Idee, reifer Markt – wenn das keine Erfolgsformel ist. Schiefgehen können hätte es trotzdem, am ehesten, wenn sich die SAP auf den Erfolg statt die Arbeit konzentriert hätte (S. 84). Ein bisschen so erging es MLP, dem Börsenliebling der neunziger Jahre. Versicherungen an Akademiker zu verticken – das war die Idee, die MLP über Jahre hinweg an die Spitze der Kurs-Gewinn-Ranglisten schoss. Doch dann zeigte sich die dunkle Seite des Erfolgs: Wer ihn hat, noch dazu lange, kann irgendwann leichtsinnig werden. Mit einer Magazin-Geschichte begann der Niedergang, dem eine gründliche Selbstreinigung folgte (S. 114). Womit die MLP ein Stückchen weiter ist als die Hamburger Sozialdemokraten (S. 132). Das Interessanteste am Erfolg ist, dass ihn alle haben wollen – und wenn sie ihn haben, nur schwer verdauen. Die Erklärungen dafür sind unterschiedlich, wie die Protokolle von Jörg Rheinboldt (Alando/Ebay), Karen Heuberg (Jung von Matt), Thomas Müller (Profiler) und Heiner Kamps belegen (S. 122). Doch wer wie Jürgen Klinsmann geübt ist im Umgang mit Erfolg, der weiß, dass er am besten kalt und aus der Distanz genossen wird (S. 138). Wem das nicht gelingt, wer auf Speed kommt und den Erfolg als Lebensdroge braucht – der ist nicht nur auf der Straße in die Einsamkeit. Der ist auch arm dran. José Ignacio López, der als „Würger von Wolfsburg“ Furore machte und vielen Managern als Vorbild galt, leidet sichtlich unter Entzug und gäbe heute alles für einen neuen Schuss (S. 94). Um Geld übrigens geht es ihm dabei nicht: Er hat genug davon. Und er hat lernen müssen, dass es so wenig zu Lebensglück verhilft wie Erfolg. Was dann? Wie wird man glücklich, ohne nach Erfolg zu streben? Durch Intelligenz, könnte eine der Antworten sein. Was zumindest hierzulande ein Irrtum ist (S. 148). Und doch, die Richtung stimmt: Denken macht Spaß, mit Erfolg und ohne.

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