brand eins 09/2014 (App)

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Titel: Darf ich noch ein Stündchen, Chef? Wie wir lernen, die Arbeit zu lieben

Schwerpunkt: Arbeit

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Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Die nächste Etappe

• „Nie wieder Vollbeschäftigung! Wir haben Besseres zu tun.“ Mit diesem Titel plädierten wir im September 2005 dafür, die radikalen Veränderungen in der Arbeitswelt nicht als Bedro­hung zu sehen, sondern als Chance. Wenn uns Maschinen immer mehr abnehmen und die Erwerbsarbeit knapp wird, heißt das noch lange nicht, dass uns die Arbeit ausgeht: Es bleibt genug zu tun. Wir müssen nur darüber nachdenken, wie der Produktivitätsgewinn zu verteilen ist – zum Beispiel durch ein Grundeinkommen.

Seither hat sich die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland fast halbiert, die der Erwerbs­tätigen ist leicht gestiegen, doch gleichzeitig kündigt sich die nächste Welle der Automatisierung an. Nach der Fabrik erobert Kollege Roboter nun das Büro, drängt sich in qualifizierte Tätigkeiten, unterstützt Ärzte, Anwälte oder den Schiedsrichter auf dem Platz (S. 42). Und weckt neue Ängste: Was bleibt noch zu tun, wenn Computer und Algorithmen auch die Jobs derer übernehmen, die zum Beispiel studiert haben, um einem solchen Schicksal zu entgehen?

Genug!, schreibt Wolf Lotter, denn „auch in der neuen Welle der Automatisierung geben wir nur Routinearbeiten ab“. Die allgemeine Verunsicherung aber zeige, wo die Gesellschaft noch immer steht: Was tun wir eigentlich, wenn wir für möglich halten, dass noch nicht einmal sonderlich intelligente Automaten unsere Arbeit machen können? Und was könnten wir tun, wenn wir unter Arbeit endlich mehr verstehen als reinen Broterwerb (S. 32)?

Das ist ein Luxus, keine Frage, der für viele noch immer unerreichbar ist. Die Sozialwissenschaftler Philipp Staab und Friederike Bahl haben sich mit jenen zwölf Prozent der Arbeitnehmer beschäftigt, die sich mit einfachen Dienstleistungsjobs über Wasser halten. Ihre Studie ist ein Plädoyer für Menschenrechte – und ein Aufruf, nach Alternativen zu suchen: Vielleicht lassen sich die Arbeiten zumindest zum Teil automatisieren, ganz sicher besser organisieren. Die Studie zeigt aber auch, wie notwendig eine ernsthafte Debatte über eine Grundversorgung ist, die Menschen in die Lage versetzt, sich gegen solche Verhältnisse zu wehren (S. 88).

Aber auch dort, wo die Lebens- und Arbeitsverhältnisse erfreulicher sind, kommt keiner an Veränderungen vorbei. Das zeigt der Blick ins Innere eines Theaters, wo öffentlich bedienstete Bühnenarbeiter und vogelfreie Schauspieler aufeinander angewiesen sind. Der steigende Kostendruck verlangt nach Anpassung, die verkrusteten Strukturen machen sie nahezu unmög­lich. Warum es doch immer wieder weitergeht? Weil das Klima stimmt, weil es Wertschätzung gibt – und ein Projekt, an dem am Ende doch alle hängen (S. 66).

Wo das zusammenkommt, ist die Arbeit durchaus liebenswert. Wie das zusammenkommt, ist offen. Die einen gehen den Weg, den die Berater von Gallup empfehlen und im eigenen Unternehmen praktizieren (S. 122). Andere suchen sich ihren eigenen Pfad. Der kann holprig und voller Überraschungen sein wie bei IT-Agile, das ein demokratisches Unternehmen sein will (S. 128). Geradlinig, aber konsequent wie bei eMundo (S. 112). Oder hochriskant, wie bei jenen Klinikärzten, die ausgestiegen sind, um nicht den Spaß am Beruf zu verlieren (S. 138).

Zu tun ist jedenfalls noch eine Menge, auch wenn japanische Jugendliche das anders sehen. Die verweigern die Arbeit, weil sie ihnen sinnlos erscheint (S. 146). 
Das ist gefährlicher als jeder Automat.

Gabriele Fischer
Chefredakteurin

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