brand eins 09/2008

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Titel: Wieder was geschafft?

Schwerpunkt: Mythos Leistung

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Arbeit oder Leistung?

• Jeder hat seine eigene Strategie. Der eine putzt Fenster, der andere bügelt, auch das Ausräumen von Geschirrspülern wird zur beliebten Tätigkeit, sobald einem Autor im Schreibstress der Faden verloren geht. Wenn alles Grübeln nichts mehr nützt, sucht er sich eine handfeste Arbeit, eine, bei der zu sehen ist, was er tut. Und bei der die Leistung schnell abzulesen und offenkundig ist. Bei der Mehrheit der geistigen Tätigkeiten ist sie das nicht. Und das ist ein Problem, nicht nur für Autoren. Ob Werber, Vermögensverwalter, Politiker oder Manager: Sie alle kennen den Feierabend, an dem des Tages Müh zu einem nahezu unsichtbaren Häuflein Leistung schrumpft. Und sie alle kennen die Versuchung, besonders viel Aktion zu zeigen, wenn es schon an Ergebnissen fehlt (S. 74, S. 80, S. 100). Die Leistung, in der Physik noch berechenbar und im Industriebetrieb eine abrufbare Größe, wird in der Wissensgesellschaft zum Hoffnungswert. Bringt es was, konzentriert auf die leere Seite zu starren oder das aufgehäufte Material zum hundertsten Mal durchzublättern? Oder kommt die rettende Idee eher, wenn man erst mal eine Runde um die Alster läuft? Man weiß es nicht. Doch was in jedem steckt, ist das ungute Gefühl: Für den Alsterrundgang wird er nicht bezahlt. Wofür aber dann? Fürs Grübeln und Sich-Quälen? Für demonstrierten Einsatz durch Anwesenheit? Oder dafür, dass, egal auf welchem Weg, das bestmögliche Ergebnis am Ende auf dem Schreibtisch liegt (S. 50)? Die Wirtschaft hat die Antwort nur scheinbar gefunden. Zwar ist „ergebnisorientiert“ das Schlagwort der Zeit, doch will man schon sehen, wie ein Ergebnis zustande kommt. Und auch dann ist noch zu klären, ab wann ein Ergebnis eine gute Leistung ist. Wie schwer das ist, zeigt die seit vielen Jahren ergebnisfreie Debatte um den richtigen Lohn für die richtige Leistung. Ganze Wissenschaftler-Stäbe haben sich damit beschäftigt. Und auch Personalmanager müssen ihre eigene Leistung immer wieder daran messen lassen, ob ihnen endlich die Weltformel für den Leistungslohn eingefallen ist. Doch die Arbeit, die in das heikle Thema gesteckt wurde, hat sich bisher nur mittelbar gelohnt. Immerhin weiß man heute eine Menge mehr über das Verhältnis von Lohn und Leistung; wie das eine sinnvoll mit dem anderen zu verbinden ist, weiß man nicht (S. 60). Und wie soll man dann führen? Wie managen, solange nicht klar ist, welcher Input welchen Output bringt? Das ist die Frage, die in zunehmend wissensgetriebenen Unternehmen zur entscheidenden wird. Klar ist nur: So leicht wie am Fließband wird das nicht mehr werden, allein schon, weil das Ergebnis nicht mehr so leicht zählbar ist. Und wie sieht erst, unter den neuen Bedingungen, der Ansporn zur Höchstleistung aus? Immerhin stellt die Produktivkraft von heute, unser Gehirn, komplexe Anforderungen (S. 90), reagiert auf seltsamste Reize (S. 68) und ist am leistungsfähigsten, wenn eigenmotiviert (S. 116). Und dass Muße vermutlich weiter bringt als Drogen, erhöht die Berechenbarkeit auch nicht unbedingt (S. 106, S. 122). So hat die Wirtschaft ein Problem. Und jeder, der in ihr etwas leisten will, eine Chance. Denn die Frage, wie ein Ziel zu erreichen ist, war nie so offen wie genau jetzt.

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