brand eins 07/2000

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Titel: Digital oder war einmal

Schwerpunkt: Musikindustrie

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin  Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Alt oder neu?

• Zugegeben, eine Zeit lang hat es geholfen. Neue Wirtschaft hieß, was kommt, alte Wirtschaft, was ist. Das war schnell, plakativ, eingängig. Und auch ein wenig gemein, weil neu besser klingt als alt und deshalb die meist kleinen Newcomer plötzlich viel großartiger schienen als die Großen, die es schon gab. Gestimmt hat die Schwarzweiß-Malerei nie, aber das war auch nicht wichtig. Viel wichtiger war, klarzumachen, dass etwas Neues kommt. Nun ist es da. Das neue denken kombiniert mit neuer Technologie lässt nicht nur Start-ups trotz aller Rückschläge weiterhin wachsen und gedeihen. Es krempelt auch die Konzerne um. Und zwar gewaltig. Nahezu prototypisch ist, was sich zurzeit in der Musikindustrie abspielt. Die Giganten der Branche zeigen Nerven – weil ihnen unverfrorene Kids im Internet vorführen, wie sich Musik auch ohne die mächtigen Plattenfirmen und Zwischenhändler verbreiten lässt. Zuerst haben die irritierten Musik-Multis „Haltet den Dieb!“ gerufen, dann ihre Rechtsabteilung bemüht. Inzwischen denken die Ersten nach. Der Musikjournalist Detlef Diederichsen hat aufgeschrieben, wohin das führt (Seite 56). Andere Branchen, andere Schmerzpunkte. Big Blue erlebte seinen Big Blues schon Anfang der neunziger Jahre, unter anderem, weil seine hochdekorierten Forscher lieber an den nächsten Nobelpreis als an die Kunden dachten. Dann kam, 1995, Paul Horn. Der mischte die IBM-Forschungsabteilung so auf, dass sie heute den Stempel „neu“ verdienen würde. Nur ist die IBM eben schon fast 80 Jahre alt (Seite 16). Coca-Cola, unser drittes Beispiel für wandlungsfähige Alte, ist sogar älter als Queen Mum. Doch nicht zu alt für eine Revolution: Die zentrale gibt Macht ab. Das ist nicht wirklich neu. Aber wenn es klappt, könnte es die bekannteste Marke der Welt zumindest davor bewahren, alt auszusehen (Seite 38). Wer dann noch liest, wie die New Economy in den USA inzwischen die Regeln der alten Wirtschaft lernt und für sich nutzt (Seite 30) oder wie jung die Alten in den amerikanischen Rentner-Residenzen sind (Seite 84), der kommt mit den Etiketten endgültig durcheinander. Mein Vorschlag, nehmen wir sie als Begriffe, ohne Ideologieballast. Neues kann auch alt sein und Altes auch neu. Und manches ist, wie die von Bill Joy ausgelöste Debatte um die Zukunft, die uns nicht braucht, einfach nur blöd (Seite 50).

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