brand eins 06/2011

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Titel: Es gibt intelligentes leben im Konzern

Schwerpunkt: Großorganisation

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial: Bloß nicht zu groß!

• Mitte der achtziger Jahre war es, als ich zum ersten Mal mit einem Personalchef über Veränderung sprach. Darüber, wie er der Organisation den Muff austreiben und dem Einzelnen zu mehr Freiraum verhelfen wollte. Es gab damals viele, die das planten. Es war die Zeit, in der sich die 68er zum Marsch durch die Institutionen aufgemacht und auf der Suche nach den entscheidenden Schaltstellen auch in den Personal-, vor allem den Personalentwicklungsabteilungen der Konzerne gelandet waren. Doch so deutlich die Spuren sind, die jene Gruppe in der Politik, den Schulen, auch in der Wissenschaft hinterlassen hat: Der Konzernlandschaft haben sie offenbar weder geschadet noch genutzt. Sie scheint noch immer dazuliegen wie in den achtziger Jahren – wenige Leuchttürme, viel Ebene und immer wieder gern: das Klagelied über zu viel Bürokratie, narzisstische Hierarchen und die Unmöglichkeit, in der Großorganisation Mensch zu sein (S. 106). Da ist es doch ein Trost, dass Managementdenker und -forscher nicht müde werden, das zwar ferne, aber sichere Ende der Großeinheit zu prophezeien, dass "Dezentralisierung" zum Wort der Zeit und die Rückkehr zur menschlichen Einheit zum Ziel für Vertreter aller Generationen geworden ist (S. 118, 80). Wozu brauchen wir überhaupt noch Groß? Lässt sich nicht auch dank der Digitalisierung – alles in der kleinen Zelle erledigen, die sich bei Bedarf vernetzt und damit auch großen Aufgaben gewachsen ist? Wer sich Welt und Wirtschaft mit dieser Frage und ohne Scheuklappen nähert, hat eine Reise voller Überraschungen vor sich. Nicht nur, dass die Großeinheit erstaunliches Beharrungsvermögen beweist – es zeigt sich auch, dass sie nicht grundsätzlich die schlechtere, dem Menschen abgeneigte Lösung ist. So gibt es gute Gründe, beim Fliegen auf die Erfahrung vieler zu setzen und auf einen Apparat, der größtmögliche Sicherheit garantiert (S. 54). Wer mehr als kleine Tropfen auf einem heißen Stein will, lernt Groß auch im Kampf gegen Armut und Hunger schätzen (S. 68). Und die großen Menschheitsfragen – Wie entstand das Universum? Wie besiegen wir die großen Krankheiten? Wie lösen wir das Energieproblem? –, die brauchen zumindest das große Bündnis und großes Geld. Und eine Organisation, die alles zusammenbringt (S. 74). Dass selbst die Banken mehr Größe brauchen, als es nach der jüngsten Finanzkrise opportun erscheint, war eine These, die auch in der brand eins-Redaktion wenige Freunde fand; die Argumente, die Patricia Döhle zusammentrug, sind allerdings nicht einfach zu ignorieren (S. 62). Sogar das Großraumbüro – einst als Volierenhaltung verschrien – bekommt plötzlich Charme (S. 120). Wie überhaupt das Große anpassungsfähiger ist, als man so meint. Zwar hat die Reform von innen nicht so viel gebracht wie geplant – aber wenn Kunden sich wehren und potente Mitarbeiter einfach weiterziehen, bewegt sich auch der Koloss (S. 44). Das Große ist da, kommt mit und wird bleiben. Denn allen Verkrustungsvorwürfen zum Trotz: Siemens ist immer noch eine Patentfabrik, ein Unternehmen wie 3M ein Vorbild für Innovation (S. 94). Und wer noch hofft, das Digitale mache alles Große klein, muss nur auf Google und Apple sehen. Oder in die Auftragsbücher der digitalen Boheme, die von den Großen lebt. Das ist eine schlechte Nachricht? Ach wo. Groß ist nicht böse und Klein nicht grundsätzlich gut. Ob Groß besser werden kann? Aber sicher! Klein übrigens auch.

Gabriele Fischer Chefredakteurin

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