brand eins 05/2009

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Titel: Gegessen wird immer.

Schwerpunkt: Essen

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial: Die Überlebensindustrie

• Kennen Sie eine Branche, der es gelungen ist, ihre Produkte immer billiger zu verkaufen aber auch aus dem Verzicht auf die Produkte ein Geschäft zu machen (S. 130)? Die gutes Geld mit einem Stoff macht, der für ein paar Cent aus jedem Wasserhahn fließt (S. 86)? Und die so innovativ ist, dass sie selbst aus den eigenen Fehlentwicklungen noch Kapital schlägt (S. 62)? Die Lebensmittelbranche kann das alles. Sie ist eine, die ihre Existenzberechtigung nie verteidigen muss. Die so alt ist wie die Fähigkeit des Menschen, Lebensmittel zu horten und nicht mehr von der Hand in den Mund zu leben. Die zu den größten Fortschritten der Menschheit beigetragen hat. Und die jeder braucht. Auch wenn das ein wenig aus dem Bewusstein geraten ist (S. 38). Manny Howard zum Beispiel. Der Mann ist Journalist, brauchte Geld und ließ sich auf das Abenteuer ein, sich im Garten hinter seinem Haus als Landwirt zu versuchen. So schwer kann das nicht sein, wird er sich gedacht haben. Es wurde ein Desaster, um dessen Buchrechte sich fünf Verlage stritten und dessen Filmrechte sich Oscar-Preisträger Philip Seymour Hoffman gesichert hat. Und das vor allem zeigt, dass es so leicht gar nicht ist, jeden Tag etwas zu essen auf dem Tisch haben, wenn man selbst dafür sorgen muss (S. 48). Für die Lebensmittelindustrie ist das eine Kleinigkeit, zumindest hierzulande. Ungeheure Produktivitätsfortschritte sorgen für Überfluss, den der expansive Handel zu günstigsten Preisen in die Läden bringt (S. 56). Und wenn mal was schiefläuft, wie bei der holländischen Tomate, wird alle Innovationskraft gebündelt, um aus dem schnittfesten Wasser wieder eine Frucht zu machen, die schmeckt (S. 78). Also alles gut? Nicht ganz. Weil so selbstverständlich geworden ist, dass die Teller voll sind, ist die Wertschätzung für das verloren gegangen, was darauf liegt. Statt Hunger kennen wir heute Ernährungsprobleme, statt schmaler Kost das Fast-Food-Restaurant. Das ist ein Problem und für die Branche eine Chance: Nicht nur, weil Essen nun zum Thema wird genauso wie der Boden, auf dem es wächst (S. 70). Die Gegenbewegung hin zu gesünderem Essen setzt auch eine erstaunliche Kreativität in Gang, bringt Menschen zusammen und speist bodenständigen Gründergeist. Vorausgesetzt, die gute Absicht verbindet sich mit solider Professionalität. So mag es eine nahe liegende Idee sein, Eier von frei laufenden Hühnern auf den Markt zu bringen – um ein Sechstel des österreichischen Marktes zu besetzen, braucht es mehr (S. 96). Und wer die gewiss löbliche Absicht hegt, Schülern Vollkost nahezubringen, sollte sich auf harte Zeiten einstellen – es sei denn, er versucht zu ergründen, was der Kunde will (S. 114). Ein besonders schönes Beispiel für Professionalisierung aber liefert Life Food: Eher als Gemeinschaftserlebnis entstanden, ist der Tofu-Hersteller heute Marktführer in Deutschland und beliefert selbst Japaner mit seinem Sojabohnenquark (S. 100). Die Branche lebt. Sie zeigt, wie Überleben geht. Und ist damit ein Vorbild, denn diese Fähigkeit werden wir immer brauchen.

Gabriele Fischer Chefredakteurin

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