brand eins 03/2008

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Titel: Leben in Echtzeit. Wie Sie schneller fertig werden

Schwerpunkt: Tempo

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Reif für die Insel?

• Haben Sie schon mal eine Nachrichten-Diät gemacht? Mindestens drei Tage lang verzichten Sie auf Zeitungen, Magazine, Radio, Fernsehen und kappen auch die Verbindung zu den Nachrichten-Tools im Internet. Für Informations-Junkies empfiehlt es sich, das Experiment in die Ferien zu legen – der Effekt bleibt, ob Arbeits- oder Ferienwoche, gleich. Nach drei Tagen sind Sie in Sekundenschnelle wieder im Film. Und stellen fest: Es ist gar nicht viel passiert. So eine Erfahrung beruhigt und klärt den Blick. Doch, das Tempo hat zugenommen, seit die Informationsmedien unser Leben bestimmen und der Blackberry zum Armfortsatz geworden ist. Aber was kommt dabei heraus? Wer sich das fragt, ist schnell beim Gegenpol: Entschleunigung scheint das Gebot der Stunde zu sein. Für den Zeitforscher Karlheinz Geißler ist das eine eher amüsante Vorstellung. „Wer entschleunigt, will schneller an sein Ende kommen.“ Tatsächlich gehe es darum, mit Zeit-Vielfalt umgehen zu lernen – also „die Entscheidung für oder gegen etwas zu treffen“ (S. 50). Camilla Kring hat das getan. Die Physikerin, die heute eine Unternehmensberatung führt, macht dänischen Arbeitnehmern Hoffnung auf eine neue, selbstbestimmte Zeit. Mit ihrer Kampagne für die B-Menschen, also jene Zeitgenossen, die beim üblichen Arbeitsbeginn bestenfalls physisch anwesend sind, eröffnet sie gleichzeitig den Frühaufstehern neue Perspektiven (S. 82). Auch Wilfried Moll hat seine Entscheidung getroffen: Der Silberschmied arbeitet viel, gern – und in einem Rhythmus, der in dieser hektischen Zeit archaisch erscheint (S. 70). Dagegen ist der Trommler Armin Weber schnell, zumindest an jenen zwei Wochentagen, an denen er das Geld für fünf Tage Freiheit verdient (S. 132). Zeitmanagement hat viele Gesichter – wenn auch selten das, was in den einschlägigen Seminaren vermittelt wird. Denn obwohl es sicher nützt, die Zeitfresser zu erkennen und wegzuorganisieren: Wenn dadurch nur Zeitfenster geöffnet werden, vor denen sich gleich neue Aufgabenberge türmen, nützt das nicht viel. Wer mit der Zeit-Vielfalt spielt, kommt zu mehr als ein paar freien Stunden. Zu einem erfüllten Leben zum Beispiel, wie es der Neu-Verleger Wolf-Rüdiger Osburg lebt und der Jesuit und Philosoph Michael Bordt auch noch erklären kann (S. 108, S. 102). Wer dagegen selbst zum Spielball wird, der landet schnell in einer Science-Fiction-Welt, die es an deutschen Börsen bereits gibt: Der Mensch, zu langsam für das, was der Aktienhändler Echtzeit nennt, hat sich Maschinen geschaffen, die schneller sind als er. Sie entscheiden in Bruchteilen von Sekunden (S. 62). Den Nutzen des Zauderns kennen sie nicht (S. 116). Noch schlimmer wird es, wenn Menschen versuchen, mit dem Tempo der Maschinen mitzuhalten. „Bloggen, bis der Arzt kommt“ (S. 128) ist leider bittere Realität. Also doch besser aussteigen? Förster werden oder Mönch in Bhutan? „Wo immer du auch hingehst, du nimmst dich immer mit“, sagt der Autor Reinhard K. Sprenger. Ob im Wald oder in Bhutan: Die neue Zeit, das neue Tempo dringt ein (S. 92, S. 138). Entscheiden muss man sich auch dort.

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