brand eins 01/2012

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Titel: Nimm dir die Freiheit

Schwerpunkt: Nein sagen

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Gabriele Fischer in ihrem Editorial:

Wofür sind Sie dagegen?

• Es ist das eigentliche Wort des Jahres: nein. Nein zur Atomkraft. Nein zu arabischen Despoten. Nein zur Übermacht des Finanzsektors. Nein zu Stuttgart 21 und Castor-Transporten, zum Euro und zu Eurobonds ... Wäre das kurze, starke Wort ein Beleg für lebendige Demokratie, markierte 2011 einen neuen Höhepunkt. Doch so eindeutig ist es nicht. Denn ein Nein kann Widerstand signalisieren, aber auch Verweigerung. Im einen Fall ist es ein Anfang, im anderen einfach nur "Nö" (S. 34). Der Unterschied ist nicht immer ganz leicht auszumachen. Thilo Bode zum Beispiel, der aus Greenpeace eine schlagkräftige Organisation gemacht und nun mit Foodwatch die Lebensmittelindustrie ins Visier genommen hat – sagt er Nein aus Überzeugung oder aus Prinzip (S. 88)? Oder die deutschen Datenschützer: Retten sie die Privatsphäre, oder bremsen sie den Fortschritt (S. 78)? Und was ist von Menschen zu halten, die der klassischen Leistungsgesellschaft den Rücken kehren und als Bauern oder Gastronomen nach Alternativen suchen (S. 70, 112)? Sind sie nur ausgestiegen oder auch irgendwo ein? Da ist der Widerstand gegen die Diktatoren in Ägypten und seinen Nachbarstaaten leichter einzuordnen. Aber auch dort ist noch eine Menge zu tun, bevor aus dem Nein ein neuer Anfang wird (S. 48). Wer weiß, was er nicht will, hat einen ersten Schritt getan – anstrengend wird es erst danach. Das haben sie alle erfahren, die uns auf der Suche nach Neinsagern begegnet sind. Der Möbelhändler, der sich aus der Abhängigkeit von den Banken befreit hat, die Unternehmensberaterin, die lieber Liebesromane schreibt, oder der Bauer, der sich nicht länger mit existenzbedrohenden Milchpreisen abfinden will (S. 110, 126). Und wer die Geschichte von Karin Kammann liest, die so gern Pastorin geworden wäre, dafür aber ein Nein zu viel gesagt hat, der wird verstehen, warum so viele einlenken: Es kostet Kraft, den eigenen Weg zu gehen (S. 136). Manchmal kostet es auch Geld. Das hat Google bei seinem Teilrückzug aus China erfahren, das schien so, als der Munich-Re-Vorstand Nikolaus von Bomhard auf allzu lukrative Anlagen verzichtete, und das scheint zu fürchten, wer mit Goldman Sachs keine Geschäfte macht (S. 62, 84, 56). Ein Nein hat Konsequenzen. Zumindest, wenn es kein russisches Nein ist (S. 148). Wer sich auflehnt, weil er für und nicht nur gegen etwas ist, bleibt in aller Regel nicht im Zelt oder Hüttencamp sitzen. Der mischt sich ein, hält aus, wenn ihn andere seltsam finden – und flüchtet sich auch nicht in die so manchem Neinsager eigene Verbissenheit. Der kanadische Musiker Dave Carroll zum Beispiel hat aus seinem Ärger über United Airlines ein lustiges Lied gemacht und damit einen echten Karrieresprung eingeleitet (S. 120). Und Dieter Meier – Künstler, Yello-Sänger, Biobauer und Anarchist – führt seit mehr als 40 Jahren vor, dass es einen Riesenspaß machen kann, die alte Ordnung immer wieder vorzuführen (S. 142). "Ja ist eine Straße. Nein ist ein Horizont", schreibt Peter Lau (S. 141). "Nein", wohlgemerkt, nicht "Nö".

Gabriele FischerChefredakteurin

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