brand eins 10/2019

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Titel: Ich find's endscheiße. Ich nicht.

Schwerpunkt: Wahrnehmung

Drei Beispiele aus dieser Ausgabe:

• Der Verhaltensökonom Gerhard Fehr hilft seinen Auftraggebern aus Wirtschaft und Politik dabei, Menschen in die gewünschte Richtung zu lenken. Das nennt man Nudging und gilt manchen als unlautere Manipulation. Im Interview mit Andreas Molitor wehrt Fehr sich gegen den Vorwurf , sagt sogar: „Ich finde es ganz nett, so zu manipuliert zu werden.“
• Bei einem Bildungsprojekt in Duisburg-Marxloh geben junge Erwachsene benachteiligten Kindern Nachhilfe. Im Gegenzug wohnen sie mietfrei in einer WG. Das Ziel: ein Austausch zwischen Menschen, die im selben Land und doch in anderen Welten leben. Was beide Seiten dadurch gelernt haben, protokolliert Sophie Burfeind in ihrem Text „Ich sehe was, was du nicht siehst“.  
• Beim Thema Migration klaffen Wahrnehmung und Wirklichkeit weit auseinander. Die Ökonomin Sulin Sardoschau kann mit Daten belegen, dass Einwanderer der Volkswirtschaft nutzen, statt ihr zu schaden, wie viele glauben. Das Interview, das Thomas Ramge mit ihr geführt hat, trägt den Titel „Fremdwahrnehmung“.  

→ komplettes Inhaltsverzeichnis ansehen (PDF)


Erscheinungsdatum: 27. September 2019
Umfang: 136 Seiten

 

 

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:

Wahr ist …

• Zu den Aha-Erlebnissen meiner Studienzeit gehört die Lektüre von Paul Watzlawicks „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“. Dass jeder Mensch nur einen Ausschnitt dieser Wirklichkeit sehen und begreifen kann, war für mich als 20-Jährige desillusionierend und erleichternd ­zugleich: Ich würde trotz aller Bemühung nie alles wissen – das war schmerzlich. Ich müsste Andersdenkende nicht länger als borniert, ja gefährlich betrachten, sondern könnte ihnen zuhören, um mehr über deren Ausschnitt der Wirklichkeit zu erfahren – darin lag Erleichterung. Was wir wahrnehmen und was ist, ist zweierlei. Wer mehr vom großen Ganzen sehen will, muss immer wieder die Perspektive wechseln – das ist anstrengend und scheint ein wenig aus der Mode gekommen zu sein: Aber nur wer weiß, dass er eben nicht weiß, hat eine Chance, zu lernen und mit Veränderung umzugehen (S. 40). Boris Groys hat damit keine Mühe. Der Mathematiker und Philosoph gab in der Sowjetunion illegale Zeitschriften heraus, lehrte in den USA und an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Dass sich durch Netflix oder „World of Warcraft“ unsere Wahnehmung ändert, bezweifelt er: „Kunst hat immer schon alternative Welten geschaffen.“ Und all das, setzt er nach, seien „nur säkulare Varianten der Religion“. Der Regisseur Kay Voges macht aus dem Perspektivwechsel Theater (S. 54, 62). Und die Wirtschaft? Lebt davon. Nicht immer so manipulativ wie der Verhaltensökonom Gerhard Fehr und sein Bruder Ernst, die mit ihrer Unternehmensberatung gezielt Wahrnehmungen verändern. Nicht immer so unfreiwillig komisch wie Coca-Cola. Aber auch wer nur Legosteine verkaufen will, muss seinen eigenen Blick mit dem seiner Kunden zur Deckung bringen – was zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen führen kann (S. 70, 88, 48). Wie man wahrgenommen werden will, ist in der Wirtschaft und anderswo eine entscheidende Frage. Dass man überhaupt wahrgenommen wird, oft abhängig vom Budget. Der Bio-Winzer Heiner Sauer kann sich keine großen Kampagnen leisten und muss andere Wege suchen, um seinen hochdekorierten Wein bekannt zu machen. Auch die Rapperin Ebow war nicht per se auf Erfolg programmiert. In beiden Fällen half: Konsequenz (S. 84, 108). Mit ihren Texten ermöglicht Ebow, einen anderen Ausschnitt der Wirklichkeit zu sehen. Das macht nicht immer Spaß, zwingt aber zur Überprüfung dessen, was man zu wissen glaubt. Und das werden wir brauchen, ob es um künstliche Intelligenz, Migration oder auch nur den Medienkonsum geht (S. 90, 78, 60). Ohne Zweifel ist nur, wer denkt, im Besitz der Wahrheit zu sein.

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