brand eins 07/2017 (App)

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Titel: Ich will Gegner, keine Opfer!

Schwerpunkt: Wettbewerb

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Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:

 Mehrkampf

Was ist der Unterschied zwischen Wettbewerb und Konkurrenz? Dazu kann man wissenschaftliche Untersuchungen anstellen oder einfach ins oberfränkische Wattendorf fahren. Dort brauen Gerd Dremel und Johannes Hübner Bier, wie es schon ihre Großväter taten. Beide schenken in der eigenen Wirtschaft aus, die nur wenige Meter neben der des anderen liegt. Und wie das geht, erklärt ganz praktisch den Unterschied (S. 58).

Sie arbeiten nicht an der Vernichtung des Konkurrenten, sondern mit immer neuen Ideen an der Verbesserung der eigenen Position – so soll Wettbewerb sein. Tilman Makatsch kennt eine andere Realität. Der Jurist fahndet für die Deutsche Bahn nach Kartellen, die seinen Arbeitgeber Jahr für Jahr viele Millionen Euro kosten. Und auch Mark Whitacre hat auf den sauberen Wettbewerb seine eigene Sicht: Er war in den Neunzigerjahren einer der ersten Whistleblower – was nur ein Teil seiner Geschichte ist (S. 108, 90).

So hehr wie in der Theorie geht es im wahren Leben eben nicht immer zu. Allein die Plagiatsfälle füllen Bände. Doch gerade beim Thema Kopieren zeigt sich, wie die Digitalisierung auch den Wettbewerb verändert: In der digitalen Welt ist die Kopie eher die Regel und ökonomisch keine schlechte Wahl. Überhaupt scheinen sich die Verhältnisse neu zu sortieren: Im Plattform-Kapitalismus ist das Monopol so etwas wie die natürliche Folge ökonomisch erfolgreichen Tuns. Wettbewerb, so ätzt der Investor Peter Thiel, „ist für Loser“ (S. 102, 48).

Hermann Waldner sieht das anders, und er ist kampfbereit: Der Berliner Taxiunternehmer will die Plattform Uber in die Schranken weisen. Dabei zeigt sich allerdings, was Ökonomen längst wissen: Das beste Einfallstor für digitale Konkurrenten ist ein Markt, der nicht mehr richtig funktioniert. Der Ruf nach neuen Gesetzen und der Zerschlagung von Monopolen durch die Politik führt deshalb für einen Wettbewerbsrechtler wie Justus Haucap am Thema vorbei: „Beim wirtschaftlichen Wettbewerb geht es nicht um den Reiz der Konkurrenz. Der Verbraucher muss am Ende profitieren. Sonst brauchen wir den Wettbewerb nicht“ (S. 38, 74).

Das macht die Sache nicht einfacher, definiert aber ein klares Ziel: Es geht nicht um Faustkampf, sondern um die beste Lösung für den Kunden. Die Formel 1 allerdings ist ein schönes Beispiel dafür, wie vor lauter Wettkampf-Regulierung genau der aus dem Blick geraten kann. Und beim Kampf der Gewerkschaft Verdi gegen den verkaufsoffenen Sonntag geht schnell der Überblick verloren, und man fragt sich: „Wer ist hier eigentlich der Kunde?“ (S. 30, 114, 84). Bei Monopolen jedenfalls, da lässt die Ökonomin Fiona Scott Morton keinen Zweifel, verliert der Kunde: Sie bedrohen unseren Lebensstandard, fördern die Ungleichheit und verleiten
die Unternehmer zu ineffizienter Investition. Aber nicht alles, was groß ist, ist schon ein Monopol – und schon gar nicht unangreifbar: In dem von Konzernen beherrschten Online-Reisemarkt haben sich die Urlaubspiraten erfolgreich eine Nische gesucht, die das ehemalige Blog nun ausbauen will. Und selbst in die von Staatsmonopolen beherrschte Raumfahrt haben private Mondfahrer seit einigen Jahren Bewegung gebracht (S. 44, 66, 64).

Wer im Wettbewerb steht, mag ihn manchmal verfluchen. Aber ohne ihn wäre die Welt ärmer. Und langweiliger.

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