brand eins 06/2018

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Titel: Du hast dich so verändert.

Schwerpunkt: Geld

Zum Inhalt dieses Heftes schreibt Chefredakteurin Gabriele Fischer:

Geldwert

• Was gibt es über Geld schon groß zu sagen? Die einen haben zu viel davon, die anderen zu wenig. Es kann Gutes und Schlechtes bewirken, macht nicht glücklich und steckt hinter den meisten Verbrechen.

So abschätzig geht es gern zu, wenn die Sprache auf jenes Medium kommt, das als Treibstoff der Wirtschaft und vielen als Wurzel allen Übels gilt. Emotionslos über Geld zu reden scheint außerhalb der Wissenschaft nahezu ausgeschlossen, aber gerade die Finanzbranche – und womit sie wie handelt – verdient den nüchternen Blick.

Das ist spätestens bei der Krise von 2008 offenkundig geworden: Wie Banker getrickst, Risiken verschoben und ihre Kunden betrogen haben, war so dreist, dass man es zu lange für Fiktion hielt. Danach hat sich die Branche ein wenig geschämt, dann geschüttelt – und weitergemacht. Der Staat beglich derweil die Schulden. Woher er die Milliarden hatte? Er weitete einfach das Geldvolumen aus. „Geld-Doping“ nennt das der Soziologe Wolfgang Streeck und beschreibt es als durchaus probates Mittel, mit einem kleinen Problem: „Niemand weiß, was geschieht, wenn man die Politik des billigen Geldes beendet“ (S. 70, 116).

Solange man sie aber laufen lässt, ist mehr Geld da, als man braucht und sinnvoll investieren kann. Das zeigt sich bei der Jagd auf die wenigen vielversprechenden Start-ups, dafür sprechen die steigenden Preise für Immobilien, Aktien oder Kryptowährungen, und das demonstriert der Blick auf unscheinbare Lagerstätten an internationalen Flughäfen: Dort horten Menschen, die nicht mehr wissen, wohin damit, ihre Kunst. Außerdem fördert die Geldschwemme den internationalen Handel, macht China reich und steigert dadurch erstaunlicherweise den Lebensstandard der Amerikaner: Es ist ein vertracktes Spiel, aus dem es keinen einfachen Ausweg gibt (S. 42, 32, 102, 76, 84).

Aber vielleicht werden in den kommenden Jahren die Karten sowieso neu gemischt: Die Finanzbranche lernt gerade, dass das verlorene Vertrauen im Zusammenspiel mit der Digitalisierung brandgefährlich werden kann. In fast allen Geldhäusern suchen Expertenteams nach neuen Geschäftsmodellen, beschäftigen sich mit Techniken wie Blockchain, wollen Plattform werden, bevor andere es sind. Denn warum soll Amazon nicht bald auch die Geldgeschäfte übernehmen, wenn es per Alexa den intimen Kontakt zum Kunden hat? Und wer ist überhaupt noch Kunde, wenn der Roboter einen guten Teil der Arbeit übernimmt (S. 52, 104, 112)?

Geld ist der Treibstoff der Wirtschaft, immer noch. Aber die Wirtschaft ändert sich. Und wenn es nicht gelingt, dem Geld zu neuem Wert zu verhelfen, wird es nutzlos, und es werden Ersatzstoffe entstehen. Anerkennung gilt bereits als Währung, Daten als das neue Gold. Und Kröten zu scheffeln als ziemlich peinlich (S. 94, 90, 126).

Nüchtern betrachtet, ist das Geld gerade ziemlich arm dran. –

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